„Wir müssen heute die Transformation für morgen starten!“
Geopolitische Krisen wie der Ukraine-Krieg, die noch nicht verdauten Folgen der Pandemie und hausgemachte Probleme etwa im Verkehrssektor und beim Umbau des Energiemix stellen unsere Unternehmen vor außergewöhnliche wirtschaftliche Herausforderungen.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn dies zu einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen führen würde. Doch das ist nicht der Fall: Die Zahlen liegen aktuell auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Kein Grund zur Sorge also oder trügt der Schein? Unsere Initiative Unternehmerperspektiven schaut mit der vorliegenden Studie genauer hin.
Die gute Nachricht ist: Die finanzielle Lage und die wirtschaftliche Stabilität der meisten Unternehmen machen Mut. Das gilt vor allem für den Mittelstand – das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Er hat seine Hausaufgaben gemacht, die Kosten massiv gesenkt, Liquidität aufgebaut, das Eigenkapital gestärkt und sich für innovative Geschäftsmodelle geöffnet. Fast alle unternehmerischen Aufgaben im engeren Sinne sind erledigt; Handlungsbedarf besteht jedoch beim Thema Internationalisierung.
Abhängigkeiten reduzieren
Wir beobachten gerade weltweit massive geopolitische Verschiebungen, die auch Risiken für den globalen Handel mit sich bringen. Deutsche Unternehmen sind aber zunehmend sensibilisiert für die Gefahren, die mit einseitigen Abhängigkeiten einhergehen. Für global agierende Unternehmen rücken die Beschaffungssicherheit ebenso wie die Diversifizierung der Absatzmärkte stärker in den Fokus. Sie achten heute beispielsweise stärker darauf, in Regionen mit großen Absatzmärkten auch produzieren und alle wichtigen Produktionsgüter vor Ort beziehen zu können. Das bedeutet: Wir sehen eine Zeitenwende der Globalisierung, aber nicht ihr Ende.
Insgesamt ist unsere Wirtschaft gut aufgestellt. Doch unternehmerische Fitness allein genügt nicht, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und den Standort Deutschland attraktiv zu halten. Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind der Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel sowie die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise.
Deutschland braucht deshalb eine grundlegende Transformation. Es geht dabei um Digitalisierung, um die Infrastruktur, es geht um bezahlbare und zugleich grüne Energie und ganz entscheidend geht es um den Arbeitsmarkt. Ohne eine ökonomisch relevante Zuwanderung ist hier keine Besserung in Sicht. Auch eine überkomplexe und wenig leistungsfähige Bürokratie ist ein enormes Ärgernis für sehr viele Unternehmen. Tragfähige Lösungen für diese Aufgabenfelder können nur im erfolgreichen Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft geschafft werden.
Kurz zusammengefasst: Der deutsche Mittelstand ist resilient. Er hat sich in der Zeit der Pandemie fit gemacht für künftige Krisen. Aber wir müssen heute die Transformation für morgen starten. Neben der Wirtschaft ist jetzt auch die Politik am Zug, um den Standort Deutschland fit für das nächste Jahrzehnt zu machen!