Stadtwerke vor neuen Herausforderungen

05. Dezember 2014: Aktuelle Studie der Universität Leipzig warnt, dass Investitionen in die Versorgungssicherheit fehlen. Ein gefährlicher Trend, der zu Engpässen führen kann.

Stadtwerke befürchten Versorgungsengpässe

Die mit der Energiewende verbundenen rechtlichen und politischen Unsicherheiten halten die Stadtwerke zunehmend von Investitionen in neue Kraftwerke ab. 2013 sanken diese gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent. Ein gefährlicher Trend: Setzt er sich fort, drohen ab 2022 mit dem endgültigen Atomausstieg Versorgungsengpässe.

Wie genau die „Herausforderungen von Stadtwerken aus der Energiewende“ aussehen, das untersuchte jetzt eine Studie der Universität Leipzig, die in Zusammenarbeit mit der Mittelstandsbank der Commerzbank erstellt wurde.

Die Stadtwerke besitzen einen Anteil an der installierten Nettoleistung von Kraftwerkskapazitäten von 12,3 Prozent. Sie haben dazu in den letzten Jahren aber nicht nur in Erneuerbare Energien (EE), sondern auch Milliarden Euro in hocheffiziente konventionelle Kraftwerke investiert. Doch aufgrund des Einspeisevorrangs der EE, des niedrigen Strompreises und des extrem niedrigen CO2-Emissionszertifikatepreises wird derzeit immer weniger Strom aus diesen Kraftwerken eingespeist. Damit können sie aber auch nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden.

Bereitstellung sicherer Leistung hat Vorrang

Vor diesem Hintergrund hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien bereits zu einem Rollenwechsel bei konventionellen Kraftwerken geführt. Auch wenn sie hocheffizient arbeiten, werden sie immer weniger zur Produktion von Kilowattstunden gebraucht, sondern dienen vielfach als Sicherheitsnetz für den Fall, dass die Wetterbedingungen nicht optimal sind. Die Bereitstellung sicherer Leistung, das Vorhalten von Reservekapazitäten, gewinnt damit zunehmend an Bedeutung.

Wie die Studie weiter zeigt, wird die Dezentralisierung der Stromerzeugung eher kritisch betrachtet, weil sie zu negativen Auswirkungen auf bestehende und noch benötigte Strukturen führen kann. Zudem komme es durch die bisherige Förderung der EE zu keiner bedarfsgerechten Erzeugung, was wiederum die Netzstabilität und Versorgungssicherheit gefährden könnte.

Neue Geschäftsfelder erschließen

Dennoch ergeben sich aus den genannten Veränderungen auch Chancen für Stadtwerke: Aufgrund ihrer Nähe zu den Endverbrauchern können sie neue Geschäftsfelder erschließen: System- oder Energiedienstleistungen beispielsweise, die vielfach regionale oder lokale Lösungen erfordern, zugleich aber auch finanzielle Herausforderungen darstellen.

Erhältlich ist die Studie „Herausforderungen von Stadtwerken aus der Energiewende“, für die 559 Stadtwerke befragt wurden, bei den Firmenkundenbetreuern der Commerzbank für den Öffentlichen Sektor.