Kunststoffe sind Alleskönner — insbesondere Verbundwerkstoffe erobern neue Bereiche

25. Mai 2015: Wer bei Kunststoff nur an Fenster denkt, unterschätzt das Potenzial dieses vielseitigen Werkstoffs. Zwar haben Kunststofffenster in Europa einen Marktanteil von 40 Prozent. Doch insbesondere das niedrigere Gewicht im Vergleich zu Metall und Holz öffnet Kunststoffen vielfältige Anwendungen in nahezu allen Branchen.

Zukunftsperspektiven für die kunststoffverarbeitende Industrie ergeben sich vor allem daraus, den vermeintlichen Widerspruch zwischen „Nachhaltigkeit“ und „Kunststoff als Fertigungsmaterial“ aufzuweichen. Argumente dafür gibt es genug. Beispielsweise führt der Einsatz von Kunststoffen im Fahrzeugbau über die Reduzierung des Gewichtes zu geringerem Treibstoffverbrauch und damit zu weniger CO2-Emissionen. Der Anteil insbesondere von Hochleistungskunststoffen in Automobilen wird sich daher weiter erhöhen.

Bald auch mit Bio-Siegel?

In der Nahrungsmittelindustrie gewinnen leichtere und ressourcenschonende Verpackungen an Bedeutung. Die Unternehmen liefern dazu immer dünnere Verpackungsfolien mit weiter verbesserten Produkteigenschaften.

Im Fokus stehen zudem biobasierte PET-Flaschen, von deren Einsatz sich große Getränkekonzerne einen erheblichen Imagegewinn versprechen. Zwar ist die Herstellung von Biokunststoffen derzeit noch deutlich teurer. Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird sich jedoch mit dem Ausbau entsprechender Produktionskapazitäten und den damit einhergehenden Skaleneffekten verbessern.

Stark im Verbund

Kunststoffprodukte mit spezifischen bzw. verbesserten Eigenschaften werden zunehmend im Verbund mit anderen Materialien oder durch Mischung entwickelt. Hohes Wachstumspotenzial sehen die Branchenspezialisten der Commerzbank bei carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK). Die sich durch geringes Gewicht und dennoch hohe Festigkeit auszeichnenden CFK werden derzeit vornehmlich in der Windenergieerzeugung und in der Luftfahrt eingesetzt.

Wie der soeben erschienene Branchenbericht „Kunststoffverarbeitung“ der Commerzbank analysiert, haben vor allem die Unternehmen gute Chancen, die ihre Kapazitäten in den außereuropäischen Wachstumsmärkten ausbauen. Der Grund: Industrielle Abnehmer erwarten zunehmend die Präsenz ihrer Zulieferer nahe der eigenen weltweiten Produktionsstandorte.