Bleibt Asien der Hoffnungsträger?
03. Mai 2014: Experten sehen gute Chancen für Unternehmen, die in Asien für den dortigen Markt und nicht für den Export produzieren. Lesen Sie hier, warum.
Asiens Märkte: nach wir vor ein „Muss“ für Unternehmen?
„Sie müssen in Asien vor Ort sein“ empfiehlt Dr. Christoph Hein, der Asienkorrespondent der F.A.Z., dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Auf dem Kolloquium Capital Goods & Steel der Commerzbank analysierte er die Chancen und Risiken für die Branche.
2008/2009 war Asien und allen voran China ein wichtiger Stabilisator für die Wirtschaft der klassischen Industrieländer. Wird sich dies in Zeiten der Staatsschuldenkrise wiederholen? Zunächst wies Dr. Hein darauf hin, dass die Rahmenbedingungen heute ganz andere sind. Beispielsweise hat China gerade erst einen Regierungswechsel vollzogen. Und in diesem Jahr kommt es zu Wahlen in Südkorea, Taiwan, Hongkong, Malaysia sowie Pakistan, 2014 folgen Indonesien und Indien. Die Politik wird in solchen Zeiten meist populistisch ausgerichtet, statt notwendige, aber tief greifende Strukturveränderungen anzugehen.
ASEAN-Länder holen auf
Peking wird nur unter größter Not ein weiteres großes Konjunkturpaket schnüren, denn das würde zur Inflation führen. Was hingegen ansteht, sind Infrastrukturprojekte. Außerdem ist der Aufbau einer Kranken-, Sozial- und Rentenversicherung dringend notwendig. Ohne diese Absicherung wandert das Geld der Chinesen in die Vorsorge und nicht in den Konsum.
Während Japan im Moment weit davon entfernt ist, eine Führungsrolle in Asien zu übernehmen, entwickelt sich mit den zehn Ländern Südostasiens im Staatenbund ASEAN ein neuer interessanter Pol. Bis 2015 soll daraus eine Wirtschaftsgemeinschaft entstehen.
Keine Billiglohnländer mehr
Gleichzeitig wachsen die Ansprüche der Menschen auf Lohn und gute Arbeitsplätze. Asien ist nicht mehr die Billiglohnregion schlechthin. Mit den Löhnen steigt auch die Nachfrage – allerdings nach Produkten, die auf Asiaten zugeschnitten sind. Dr. Hein: „Asiaten brauchen andere Größen, Farben und Funktionen bei Konsumgütern. Auch Maschinen müssen auf den asiatischen Bedarf ausgerichtet sein. Das können Unternehmen aus dem Westen nur dann bieten, wenn sie Asiaten als Ingenieure, Produktentwickler und Designer beschäftigen. Es muss für den dortigen Markt produziert werden und nicht nur für den Export.“
20 Prozent sind zu wenig
Aufgrund der wachsenden Kaufkraft der Asiaten bekräftigte Dr. Christoph Hein seine Überzeugung, dass ein Anteil dieser Region von 20 Prozent am Auslandsgeschäft eines deutschen Unternehmens zu wenig ist. Der Marktanteil des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus in den ASEAN-Staaten beträgt nicht einmal die Hälfte dessen, was die Branche im weltweiten Durchschnitt erreicht – Potenzial ist also noch vorhanden. Der Appell von Dr. Hein an die Unternehmen: „Sie müssen nach Asien gehen. Sie müssen Ihr Geschäft dort ausweiten. Aber natürlich müssen Sie dabei auf der Hut sein.“