Drei Fragen an Ingrid Spletter-Weiß
3. März 2015: Die Leiterin des Kompetenzzentrums für Energie nimmt Stellung zur Energiewende und appelliert an alle Unternehmen, das Beratungsangebot der Commerzbank zu diesem Megatrend zu nutzen.
So lässt sich die Energiewende finanzieren
Ingrid Spletter-Weiß startete ihre berufliche Laufbahn zunächst im Privatkundenbereich. Mit den Wechseln zur Bank of Tokyo und später zur Dresdner Bank legte sie dann den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf das Firmenkundengeschäft. Im März 2013 trat sie die Leitung des Kompetenzzentrums für Energie an. Damit trägt sie die weltweite Gesamtverantwortung für Projektfinanzierungen sowie das Corporate Banking für Unternehmen im Bereich Erneuerbare Energien.
Frau Spletter-Weiß, welche Rolle spielen Erneuerbare Energien für die Commerzbank und – aus der entgegengesetzten Perspektive gefragt – welche Rolle spielt die Commerzbank bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien?
Ingrid Spletter-Weiß: Die Commerzbank ist schon seit mehr als 25 Jahren in der Finanzierung von Erneuerbaren Energien aktiv. Im Jahr 2003 wurde dafür ein eigenes Kompetenzzentrum in Hamburg gegründet, in dem weltweit die Finanzierung von Projekten und Unternehmen der Branche – der Hersteller ebenso wie der Projektentwickler und der Zulieferer – zusammengefasst ist.
Im Aufbau dieses Kompetenzzentrums kommt auch zum Ausdruck, dass sich die Finanzierung von Erneuerbaren Energien in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Geschäftsfeld der Mittelstandsbank entwickelt hat. Nur ein Beispiel dazu: Die Commerzbank hat über die Jahre mehr als 7 Gigawatt installierte Windleistung finanziert, das entspricht rund 20 Prozent der gesamten in Deutschland installierten Leistung. Wir werden unsere Anstrengungen in den nächsten Jahren weiter intensivieren, mit einem Fokus auf Europa und Nordamerika.
Auch in der Photovoltaik konnten wir maßgeblich zur Realisierung zahlreicher Projekte beitragen. Eine besondere Rolle gerade für den Mittelstand spielt hier SolarLight: Diese Finanzierungslösung ist speziell zugeschnitten auf Photovoltaikanlagen, die Unternehmen auf dem eigenen Betriebsgelände errichten. Dadurch senken sie ihre Stromkosten und machen sich unabhängiger von zukünftigen Preissteigerungen.
Auf der Basis dieser umfassenden Erfahrung wird die Commerzbank aktiv den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland begleiten und ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Wir verstehen uns dabei als strategischer Partner der Energiewende und finanzieren dazu Vorhaben in allen drei Dimensionen: bei der Energieproduktion genauso wie bei der Versorgungssicherheit und der Energieeffizienz.
Wie hat sich die Branche der Erneuerbaren Energien in den letzten Jahren verändert?
Ingrid Spletter-Weiß: Die Branche durchlebte in Deutschland, aber auch in Europa insgesamt, in den letzten Jahren viele Höhen und Tiefen. Sie musste manchen Rückschlag wegstecken. Unsicherheiten entstanden bei allen Beteiligten immer wieder durch häufige regulatorische Veränderungen. Nach der letzten Reform des Gesetzes für den Ausbau Erneuerbarer Energien – besser bekannt als Erneuerbare-Energien-Gesetz oder kurz EEG – sollte eigentlich wieder mehr Planungssicherheit eintreten. Doch die für 2017 beabsichtigte Einführung eines Ausschreibungsmodells zur Festsetzung der Vergütungshöhe wirft schon wieder neue Fragen auf.
Trotz alledem lässt sich eins definitiv sagen: Die Erneuerbaren Energien bewegen sich aus ihrer Nische heraus und werden immer mehr integraler Bestandteil des Energiemarktes. Dies führt auch zu Veränderungen bei den Akteuren auf den Energiemärkten. Klassische Energieversorger und Stadtwerke stellen ihre bisher etablierten Geschäftsmodelle auf den Prüfstand, werden teilweise selbst Erzeuger von Erneuerbaren Energien oder entwickeln dazu neue Geschäftskonzepte.
Gleichzeitig müssen Erneuerbare Energien eine größere Verantwortung für den gesamten Strommarkt übernehmen. Im Ergebnis heißt dies, dass konventionelle und Erneuerbare Energieerzeugung zusammenrücken und gemeinsam zur Versorgungssicherheit beitragen müssen.
Wie reagiert die Commerzbank auf diese Entwicklungen?
Ingrid Spletter-Weiß: Die veränderten Rahmenbedingungen stellen viele unserer Kunden vor neue Herausforderungen. Um sie kompetent bei dem Megatrend „Energiewende“ zu begleiten, haben wir alle Energieexperten in der Commerzbank seit 2013 eng miteinander vernetzt, sodass ihr umfangreiches und auch in Spezialgebieten tief gehendes Wissen immer genau dort zur Verfügung steht, wo es unsere Kunden brauchen.
In diesem Zusammenhang ist das frühere Kompetenzzentrum für Erneuerbare Energien seit dem letzten Sommer als Kompetenzzentrum Energie aktiv. Hier bündeln und koordinieren wir die Energieexpertise der Bank. Spezialisten aus diesem Kompetenzbereich unterstützen die Firmenkundenbetreuer bei der Beratung von Kunden, die der Energiewende aus ganz unterschiedlichen Positionen heraus begegnen.
Alle anstehenden Fragen werden gemeinsam diskutiert, um passgenaue Lösungen zu erarbeiten und zu erkennen, welche strategischen Auswirkungen die Energiewende auf Unternehmen hat. Denn man darf nie vergessen, dass zur Energiewende nicht nur die Installation von Windkraft- oder Photovoltaikanlagen gehört. Untrennbar damit verbunden sind auch der Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze, die Sicherstellung von Versorgungssicherheit sowie eine Steigerung der Energieeffizienz. Es kommt darauf an, alle Aspekte der Energiewende ganzheitlich zu beleuchten und zu verstehen. Genau dafür hat die Commerzbank ihre Kompetenzen gebündelt.